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Von ANONYM am 14.12.2013 11:49 Uhr ANONYM
Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Hallo,

hab schon unter Herzschmerz gepostet, denke aber, dass mein Anliegen evtl. hier besser aufgehoben ist:

Habe erfahren, dass meine Schwester (wohnt 300 km entfernt von mir, ist 58 J.), am Existenzminimun steht, ja sogar schon verwahrlost. Sämtliche Bankkonten wurden gesperrt, Vermieter droht mit fristloser Kündigung, Strom soll abgesperrt werden ... das ganze Ausmaß kenne ich noch gar nicht. Sie vermüllt in ihrer Wohnung, leidet unter Inkontinenz, wahnsinnigen Knochenschmerzen (muss starke Medikamente einnehmen). Ihr einziger Halt sind ihre 2 Katzen (die mit verwahrlosen). Die Wohnung kann man kaum noch betreten. Wg. ihrer beruflichen Selbständigkeit wird wohl ein Insolvenzantrag gestellt werden müssen.

Kann mir einer Rat geben, was wir (die anderen Geschwister) unternehmen können? Schuldnerberatung, Lebenshilfevereine ... was gibt es denn für Möglichkeiten aus dieser hilflosen Situation? Sie redet vom Sterben, dass unser Vater auch an den Geldsorgen gestorben ist ... das macht mir alles Angst. Sie war immer eine so stabile lebensbejahende Person, hat uns allen was vorgespielt ... fühle mich richtig elendig, diesen Zustand nicht eher erkannt zu haben, aber wir sehen uns wg. der Distanz nicht so oft. Sie ist auch sehr depressiv.

Bin dankbar für jeden Hinweis, was wir machen können. Evtl. ist einer von Euch bei Caritas o.ä.beschäftigt und weiss Rat. Eine meiner Schwestern hat mir ihr geredet wegen Betreuer usw. - aber dafür würde sie uns hassen und verabscheuen, wenn wir sie quasi entmündigen lassen.

Bitte habt Verständnis, dass ich anonym poste. Bin grad selber ziemlich verzweifelt. Und voller Schuldgefühle.

Von Saarbini am 14.12.2013 13:26 Uhr Saarbini[VK]
Im Club seit: 11.05.2006
Zuletzt Online am: 25.04.2024
Weitere Beiträge von Saarbini
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Das ist schlimm, mitanzusehen und nicht helfen zu können. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass jeder Mensch das Recht hat, zu verwahrlosen. Für die Familie und Freunde ist das sehr bitter.

Nur dann, wenn akute Lebensgefahr besteht, dürfen Eingriffe von aussen ins Selbstbestimmungsrecht des Menschen getätigt werden. Ansonsten DARF man so leben, wie man sich das einrichtet, solange man sich selber und andere nicht gefährdet.

Ich würde mich an eine Sozialstation am Wohnort der betroffenen Schwester wenden, gfs. auch an kirchliche Einrichtungen. Vielleicht kannst Du dir mal in nächster Zeit in paar Tage freinehmen und nach der Schwester schauen.

Du wirst nur so weit kommen, wie Deine Schwester Hilfe zulassen möchte.
Vorwürfe würde ich komplett unterlassen, sie einfach befragen, was sie in ihrem Leben von außen - von euch Geschwistern, der Familie - annehmen kann und annehmen möchte. Warum es mit ihr so weit gekommen ist - es war ihre Entscheidung, sich Hilfe zu holen, oder nicht. Manche Menschen schämen sich so sehr, dass es einen äusseren Anstoß zur Veränderung braucht. Da muss man behutsam vorgehen.
Jemanden zwangsweise die Wohnung säubern, renovieren, aufräumen usw. - gegen seinen Willen, das geht gar nicht. Sie misst derzeit wohl mit anderen Maßstäben, als Du oder ihr Umfeld.

Wichtig ist es, mit dem betroffenen Menschen ein Einvernehmen zu schaffen, was ihre persönlichen Dinge, ihre Gesundheitsfürsorge usw., angeht.

Schuldgefühle Deinerseits sind Fehl am Platze, und helfen auch nicht wirklich weiter, hier ist behutsames Verständnis nötig, Scham hilft ebenso wenig, auf beiden Seiten, ist nur destruktiv.

Ich wünsche Dir für die kommende Zeit gute Nerven, und dass ihr die geeignete Hilfe erhaltet.

Liebe Grüße vom Saarbini


Von ANONYM am 14.12.2013 13:44 Uhr ANONYM
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Danke Saarbini für die lieben Worte.
Behutsam umgehen ist eine Sache. Selbstverständlich wollen wir sie nicht verletzen. Aber sie steht kurz davor, all das, was ihr wichtig ist, zu verlieren, wenn wir jetzt nicht eingreifen. Die Wohnung, der einzige sichere Ort für sie, dort wo auch ihre Katzen sind. Sie hat ab Januar kein Einkommen mehr, sie schafft es nicht mal, einen Rentenantrag einzureichen, obwohl ihr dies sogar der Hausarzt mehrfach empfohlen hat ... Mit der Miete ist sie im Rückstand, der Strom nicht bezahlt und viele viele weitere nicht bezahlte Rechnungen, Mahnbescheide etc. Das ist sooo viel, das können wir Geschwister auch nicht einfach bezahlen und alles ist gut.
Ja, und Du hast einen wichtigen Punkt getroffen: Sie schämt sich. Sie schämt sich so sehr, versagt zu haben, nichts auf die Reihe zu kriegen...
Und sie hat den Lebensmut verloren. Einer meiner Schwestern sagte sogar, sie warte darauf, zu sterben, alles hinter sich zu haben ... das macht mir so Angst.
Danke für Deine tröstenden Worte.


Von Carola am 14.12.2013 13:46 Uhr Carola[VK]
Im Club seit: 02.07.2000
Zuletzt Online am: 17.03.2024
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Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
ich habe es aus dem Herzschmerz herausgelöscht, damit die Antworten alle hier erfolgen.

Ansonsten habe ich leider gar keine Ahnung.

Von Heike am 14.12.2013 14:00 Uhr Heike[VK]
Im Club seit: 02.07.2000
Zuletzt Online am: 26.05.2023
Weitere Beiträge von Heike
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Diagnose von außen ist schwierig,...
aber ich fasse mal zusammen:
Deine Schwester war (schien) früher stark, hatte ihr Leben im Griff, war selbständig.
Jetzt diese desolate Situation. Den Weg dorthin habt ihr nicht mitbekommen, vermutlich zum Teil auch wegen der großen Entfernung.

So GANZ AUS DER FERNE - und ohne weitere Details zu kennen, könnte das auch "nur" eine Depression sein. Wenn jemand irgendwo angestellt ist, wird meist eine Einweisung über den Arbeitgeber (b.z.w. Krankenkasse) bei zunehmender Arbeitsunfähigkeit vorgenommen. Eine Depression wäre mit etwas Glück heilbar - blieben nur die finanziellen Altlasten aus der Krankheitszeit.
Im Prinzip sollte sie auf jeden Fall stationär gehen... hat sie gegenüber irgendjemanden Suizidgedanken geäußert? Wenn ja, könntet ihr (im Idealfall mit den Hausarzt gemeinsam) eine Einweisung veranlassen. Dazu muß nicht entmündigt werden oder so....Wichtig ist nur der Tatbestand der selbst- oder fremdgefährdung. Dann kann sie zwangsweise (im Idealfall allerdings freiwillig) drei Tage stationär aufgenommen werden - und normalerweise bleiben die Leute dann länger wenn die Ärzte eine Krankheit erkennen.

Schwierig... Die Schwester die ihr am ehesten vertraut ist, sollte versuchen, sie freiwillig zur Aufnahme in einer geeigneten Klinik zu bewegen (das kann wirklich ausschließlich eine behandelbare Depression sein) - und wenn es ihr etwas besser geht sollte sie jemand von euch Vollmacht geben, den schriftlichen Kram zu sortieren (dazu ist keine Entmündigung nötig).

Ich drück dir die Daumen...

Heike


Von ANONYM am 14.12.2013 14:18 Uhr ANONYM
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Danke Heike für Deine Ausführungen.
Sie will in keine Klinik. Oder zu einem Psychologen oder gar Psychiater. Sie will weiterhin selbständig arbeiten, ihren Lebensunterhalt verdienen, nicht von Sozialamt oder Arbeitsamt abhängig sein. Sie kann keine Schwäche zulassen oder zeigen. Sie arbeitet und arbeitet und alles bringt nichts mehr. Ihr fehlen Einsicht, dass es so nicht weitergeht ... und dann die starken Schmerzmedikamente, die sie einnimmt.
Sie sagte immer wieder "wenn ihr mir meine Arbeit nehmt, dann stehe ich nicht mehr auf", d.h. diese selbständige Arbeit hält sie noch am Leben. Sie sieht darin eine Aufgabe, ihre Lebensaufgabe.
Ja, sie ist depressiv. Stark depressiv. Würde sie aber nie zugeben. Weil sie immer hat stark sein müssen. Weil sie niemals hat Schwäche gezeigt und es auch jetzt in dieser hoffnungslosen Situation niemals zeigen würde.
Am Montag werden wir versuchen, Kontakte zu Caritas oder sonstiges herzustellen und hoffen auf einen baldigen Termin. Wir haben sie schon darüber unterrichtet, dass wir nicht mehr zuschauen können, wie sie alles verliert, dass wir für sie da sind, wenn sie uns jetzt braucht, aber sie schaut einen dann nur mit großen Augen an ... als ob man nicht von ihr reden würde.
Sie braucht Hilfe, das ist uns klar. Ob sie uns das jemals verzeihen wird, müssen wir riskieren. Vielleicht versteht sie uns irgendwann ...

Weiss denn jemand von Euch, wohin man sich wenden kann außer Caritas?



Von Pauline am 14.12.2013 15:07 Uhr Pauline
Im Club seit: 19.07.2010
Zuletzt Online am: 24.04.2024
Weitere Beiträge von Pauline
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Caritas = katholische Einrichtung
Innere Mission = evangelische Einrichtung

Die Sozialstation vor Ort sollte Euch auch Hilfestellung und/oder weitere Anlaufpunkte gebenn können.

Gibts einen Sozialverband (SoV) vor Ort? Oder Ihr sucht das direkte Gespräch zu einer Kirche (falls gewünscht).

Ich wünsche Euch allen alles Gute - möge Eure Hilfestellung "ankommen" und angenommen werden.

Liebe Grüße
Pauline

Von ehemaligem Mitglied am 14.12.2013 15:47 Uhr EHEMALIGES MITGLIED
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Ich würde mal beim zuständigen Ordnungsamt evtl. Sozialamt bzw. beim Sozialen Dienst anrufen.
Gruß Brigitta

Von kobay am 14.12.2013 15:55 Uhr kobay
Im Club seit: 13.11.2006
Zuletzt Online am: 24.02.2024
Weitere Beiträge von kobay
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?

Vielleicht sollte man erstmal versuchen, etwas gegen die Depris zu unternehmen?!

Jetzt in den Wechseljahren habe ich auch mal ein paar Tage, da geht einfach nix mehr. Ich starre Löcher in die Luft. Und wenn ich mir vorstelle, jeder Tag ist so, da würde ich auch abstürzen wie Deine arme Schwester, Anonym.

Ich denke mal, wenn der Lebensmut wieder kommt, dann zieht man sich wieder aus diesem Sumpf.

Alles Gute für sie!

Von zorga am 14.12.2013 18:23 Uhr zorga
Im Club seit: 20.08.2009
Zuletzt Online am: 10.06.2016
Weitere Beiträge von zorga
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Wie Saarbini schon schreibt, ist es ihr gutes Recht zu verwahrlosen. Ihr habt mit ihr gesprochen, sie ist uneinsichtig und verweigert alles, was ihr helfen könnte.
Da sie ja auch noch immer arbeitet, hat sie für sich sicherlich die Illusion noch alleine ohne Hilfe zurechtkommen zu können.
Das alles ist für sie, aber auch vor allem für ihre Tiere traurig, die sich leider nicht selber entscheiden können in Verwahrlosung zu leben oder nicht.
Ich kann deine Schwester aber verstehen, das sie keine Hilfe will. Sie hat Schulden, Kontosperrungen, drohende Insolvenz, ist schwerkrank mit Schmerzen und der Haushalt ist ihr über den Kopf gewachsen. Jetzt mag sie nur noch sterben.
Welche Hilfe sollte ihr auch eine sein? Genaugenommen wird sie aus dem Sumpf Schulden und Verwahrlosung nicht mehr rauskommen. Auch nicht mit Betreuung oder Heim oder auch nur der Einnahme von Antidepressiva. Das wars. Sie hat ihr Leben leider verkackt und ich denke schon, dass sie das weiß. Deswegen sperrt sie sich. (bitte nicht böse sein, ich versuche nur mich irgendwie in sie hinein zu versetzen)


Von Saarbini am 14.12.2013 18:38 Uhr Saarbini[VK]
Im Club seit: 11.05.2006
Zuletzt Online am: 25.04.2024
Weitere Beiträge von Saarbini
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Es gibt sowas wie unterlassene Hilfeleistung - da ist der Bogen weit gespannt.

Ich würde meine Schwester versuchen, mit ihr GEMEINSAM herauszufinden, wo sie ihre Möglichkeiten sieht. Drohender Verlust der Krankenversicherung, usw., sie bitten, mir und den übrigen Geschwistern zu erlauben, ihr unter die Arme zu greifen.

Eine Depression kann sich vielfältig zeigen - da bin ich zu sehr Laie, um das zu beurteilen. Ein kranker Mensch, der Hilfe nicht zulässt - da ist man erstmal machtlos. Ich würde es mir selbst verübeln, nicht zumindest Hilfsangebote und Unterstützung angeboten zu haben. Ob die Schwester sie ergreift, ergreifen kann oder ergreifen will - das weiss man hier und jetzt nicht abschliessend.

Der Arzt ist gfs. der erste Ansprechpartner, man müsste eine Weile in der Nähe der Schwester sein, um zu ihr und ihren Wünschen vorzudringen.

Eine ungewollte, dem kranken Menschen übergestülpte Zwangshilfe aus einem verständlichen Aktivismus heraus schadet mehr, als er nutzt, finde ich.

Behutsamkeit, Achtsamkeit, Zuwendung, Zuhören, miteinander auch mal schweigen, die Schwester spüren lassen, dass man sie mag, ihr nicht das eigene Leben komplett aus der Hand nehmen.

Das sind verdammt viele Baustellen, ich denke, es gäbe Wege, wenn sie sich dafür öffnet, und ob sie das tut, auch das wissen wir hier nicht.

Ich wünsche allen Beteiligten viel Kraft, Mut und Zuversicht.

Liebe Grüße vom Saarbini

Von Heike am 14.12.2013 19:09 Uhr Heike[VK]
Im Club seit: 02.07.2000
Zuletzt Online am: 26.05.2023
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Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
hmmm - Saarbini, ich kenne einige Leute die in akuten Depressionen oder Psychosen zu einer Behandlung gezwungen worden und dafür heute noch dankbar sind. Das Problem ist, man muß jemand gut kennen, um zu sehen was die richtige Hilfe ist.
Wenn es wirklich eine Depression ist (ich meine nicht nur eine depressive Verstimmung sondern eine schwere Erkrankung) ist sie in dem Zustand nicht in der Lage Hilfe anzunehmen. Der Blick für die Wirklichkeit ist vollkommen kaputt. Mit den richtigen Tabletten kann sich das schnell ändern.

Ich würde allerdings nichts unternehmen, ohne mit dem Hausarzt zu reden. Er wird keine Informationen geben dürfen, aber er kann es mit etwas Glück eher einschätzen. Wenn er weiß, es ist Verwandtschaft da die bereit ist mitzuhelfen wird er vielleicht gemeinsam einen Weg aufzeigen.

Ich kann mir vorstellen, daß die Schwester ernsthaft krank ist - und wer schon einmal depressiv war weiß, daß es Phasen gibt, in denen man nicht mehr in der Lege ist (auch nicht mit gutem Zureden) Hilfe die man dringend braucht anzunehmen. Das ist allerdings sehr heikel - darum gehört ein Arzt dazu.

Heike

Von Mücke13 am 14.12.2013 19:13 Uhr Mücke13
Im Club seit: 15.02.2012
Zuletzt Online am: 24.06.2018
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Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Hallo,

habe jetzt nicht alles genau durchgelesen, da ich nur mal kurz reinschauen wollte. Möchte mich trotzdem kurz äussern.

Erstmal könnt ihr Euch grundsätzlich an sämtliche kirchlichen Beratungsstellen wenden, auch wenn ihr nicht z.B. christlich veranlagt seid.
Arbeite selbst bei der Caritas. Da ist es egal, welche Konfession man hat, wenn überhaupt eine.

Bei uns gibt es eine Schuldnberberatung. Diese könnte aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten eingeschaltet werden.

Was eine Betreuung angeht, hört es sich schon so an, als ob dies evtl. in Frage käme. Es ist heutzutage keine vollkommene Entmündigung mehr. Eine Betreuung deckt nur die Bereiche ab, in denen es wirklich nötig ist.

Diesbezügl. könntet ihr Euch auch erstmal eine Beratungsstelle (Betreuungsvereine bieten wir auch an - nein, ich möchte hier keine Werbung machen) suchen, welche Euch berät, bevor ihr gleich zum Amtsgericht geht.

Was man nicht vergessen darf: es gibt tatsächlich das Recht auf Verwahrlosung. Sie steht nicht unter Betreuung und darf selbstbestimmt leben. Evtl. wird man einfach prüfen, ob sie sich selbst gefährdet, wenn nicht heißt "vermüllt leben" nicht automatisch auch, dass man eine Betreuung bekommt.



Von Saarbini am 14.12.2013 19:16 Uhr Saarbini[VK]
Im Club seit: 11.05.2006
Zuletzt Online am: 25.04.2024
Weitere Beiträge von Saarbini
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Danke Heike, für deine klaren Worte hier.

Ich denke, dass sie Anonym und ihrer Schwester helfen werden, bei ihren Problem einer Lösung näherzukommen.

Liebe Grüße vom Saarbini

Von Elana am 14.12.2013 19:20 Uhr Elana
Im Club seit: 03.11.2004
Zuletzt Online am: 07.10.2014
Weitere Beiträge von Elana
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Mal ganz anders: Du hast geschrieben, liebe Anonym, daß sie zwei Katzen hat, die sie sehr liebt. Vielleicht geht irgendwas auf dem Umweg über die Katzen? Wenn man ihr klarmacht, daß die (auch) leiden? Womöglich hungern müssen?

MlG Elana

Von Carola am 14.12.2013 20:03 Uhr Carola[VK]
Im Club seit: 02.07.2000
Zuletzt Online am: 17.03.2024
Weitere Beiträge von Carola
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Ja, mir kam auch der Gedanke, dass die Katzen der Hebel sein könnten, den man ansetzen könnte, denn sie mag ja das Recht haben, selbst zu verwahrlosen.
Die Katzen würde aber der Tierschutzverein retten, wenn der Wind von der Sache bekäme und das möchte sie doch sicherlich verhindern.
Und dann gibt es noch eine Methode, mit der man solche Sturköpfe dazu bringen kann, Hilfe anzunehmen:
kramt mal in Euren schwesterlichen Erinnerungen die Momente heraus, in denen sie Euch eine Stütze war.
Argumentiert damit, wie sehr sie Euch geholfen hat und wie glücklich Ihr seid, Euch endlich revanchieren zu können.
Außerdem macht klar, dass Ihr körperlich und seelisch leidet, wenn Ihr wisst, dass Eure Schwester leidet.
Das ist zwar etwas schräge Logik, aber ich komme immer damit durch, dass ich darauf bestehe, nun einmal ein Helfersyndrom zu haben und durch die Hölle gehe, wenn ich das nicht mal ausleben darf.
(ein wenig Humor hilft gelegentlich)

Von ANONYM am 15.12.2013 09:00 Uhr ANONYM
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Huch - ich habe heute Nacht doch schon geantwortet, aber vermutlich vergessen, den Beitrag abzusenden! Kein Wunder nach der ganzen Aufregung.

Erst mal vielen Dank an Euch alle. Dass ihr Euch so viele Gedanken macht. Habt mir sehr geholfen.

Ja, Carola, genauso haben meine jüngere Schwester und ich vereinbart, dass wir vorgehen werden: heute vormittag werde ich die betroffene Schwester anrufen und ihr sagen, dass sie sich nicht zu schämen braucht (das betont sie ja immer wieder). Dass sie jetzt mal an der Reihe ist, von uns Hilfe anzunehmen. Immerhin war sie da, als unsere Mutter gestorben ist. Dazu muss ich ausführen, dass wir alle noch sehr klein waren, die jüngste Schwester grad mal 1/2 Jahr, ich bin grad 6 J. geworden und die betroffene Schwester war 15., als sie nach dem Tod der Mutter einfach von der Schule daheim blieb und uns Kleinen großzog (Wahnsinn, heute würde so was nicht mehr gehen oder sämtliche Ämter am Hals zu haben). Aber es hat funktioniert, dank meiner jetzt so kranken Schwester. Übrigens, insgesamt sind wir 6 Geschwister, wobei sie nur Kontakt zu zweien hat und wir vermutlich die anderen gar nicht in die Sache "einweihen" werden.

Das erste, was wir unternehmen, ist ein Schuldnerberatungstermin. Sie darf ihre Wohnung nicht verlieren und ohne Strom über Weihnachten ist bestimmt auch nicht aufbauend. Wir wollen erst versuchen, ihre finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen, alles daran setzen, dass sie ein monatliches festes Einkommen hat. Das bedeutet aber auch Aufgeben der Selbständigkeit (zumindest im großen Rahmen - im kleinen Rahmen könnte sie zur Rente auch was hinzuverdienen). Dass sie Rente bekommen würde aufgrund ihrer Erkrankungen hat der Hausarzt schon mehrfach signalisiert. D.h. wir werden zusammen einen Rentenantrag stellen.

Wg. der Verwahrlosung: die müssen wir leider erst mal tolerieren - wenn sie schon das Recht darauf hat (ich war geschockt, als ich das las! - andererseits auch ein wenig verständlich). Um die Katzen braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, das ist ihr ein und alles. Lieber verzichtet sie auf Essen, als den Katzen nichts zu geben. Das Problem sind nur die hoffnungslos überfüllten stinkenden Katzentoiletten, aber die reinigt meine jüngere Schwester, die in ihrer Nähe wohnt, jetzt regelmäßig. Wenn meine jüngere Schwester das macht, hört sie immer "das wollte ich auch gerade machen", aber ehrlich hat sie das seit Monaten nicht mehr getan.

Ansonsten wollen wir ihr vorerst keine weiteren Veränderungen aufzwingen. Sie selbst sagt immer, sie halte keine Veränderungen mehr aus. Also müssen wir das akzeptieren in der Hoffnung, wenn die Geldsorgen erst mal weg sind und sie ein regelmäßiges Einkommen hat (egal ob Rente, Arbeitsamt, Sozialamt), dass dann auch ein Fünkchen Lebensmut zurückkommt. Auch wenn sie spürt, dass wir auf ihrer Seite sind, für sie da sind.

Es wird eine harte Zeit werden, das weiss ich. Mit vielen Tränen und Verzweiflung. Aber wir werden alles probieren, behutsam vorzugehen. Einen so verletzten Menschen nicht noch stärker verletzen, sondern die Gefühle und Erkrankung zu verstehen.

Drückt uns die Daumen, dass wir noch in diesem Jahr einen Termin bei der Schuldnerberatung bekommen. Ich habe von Wartezeiten von 3 - 4 Monaten gehört. Wenn das nicht klappt, bin ich ratlos. Ob uns dann ein Anwalt helfen kann?

Euch allen einen schönen Sonntag


Von Carola am 15.12.2013 12:59 Uhr Carola[VK]
Im Club seit: 02.07.2000
Zuletzt Online am: 17.03.2024
Weitere Beiträge von Carola
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Deine Schwester hat an Euch Großes geleistet, als Ihr sie gebraucht hat und unfreiwillig aber konsequent auf viel verzichtet.
Dass sie jetzt zusammenklappt, ist irgendwie sehr logisch und in meinen Augen kein Versagen.
Es reicht, wenn man auf der Matte steht, wenn man gebraucht wird und ich denke, da hat sie ihr Soll längst erbracht.

Von Madleen am 15.12.2013 13:01 Uhr Madleen[VK]
Im Club seit: 09.06.2004
Zuletzt Online am: 08.09.2022
Weitere Beiträge von Madleen
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Ich kenne die Problematik aus meiner eigenen Familie.
Man hat tatsächlich das Recht auf seine eigene Verwahrlosung. Tut weh, da zuzuschauen - ist aber so.
Ihr macht es ganz richtig. Schafft ihr erstmal Sicherheit durch finanzielle Eigenständigkeit (Rente)
Seid vorsichtig mit der Schuldnerberatung - viele Schuldnerberatungen sind nicht kostenlos. Versucht es erstmal über die Caritas oder das Diakonische Werk. Es gibt da mehrere Anlaufsellen. Da bekommt ihr Schuldnerberatung kostenlos.

Was wollt ihr von einem Anwalt? Der kann Euch meiner Meinung ach auch nicht helfen.

Von Saarbini am 15.12.2013 13:12 Uhr Saarbini[VK]
Im Club seit: 11.05.2006
Zuletzt Online am: 25.04.2024
Weitere Beiträge von Saarbini
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Das sind gute Neuigkeiten, liebe Anonym.

Und ich möchte mich Carolas und Madleens Beiträgen gerne anschliessen.

Viel Kraft und Mut für die nächste kommende Zeit, euch allen, alles Gute,

liebe Grüße vom Saarbini

Von Mama Hooch am 15.12.2013 15:42 Uhr Mama Hooch[VK]
Im Club seit: 07.09.2005
Zuletzt Online am: 23.02.2022
Weitere Beiträge von Mama Hooch
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Hallo,

das meiste wurde schon geschrieben. Ich habe noch einen Tipp für die Schuldenberatung: in Berlin gibts es die "Dilab" das ist eine kostenlose Schuldnerberatung. Falls ihr nich in Berlin lebt, würde ich dort anrufen und nachfragen, ob es kostenlose Schnuldnerberatungen in Eurer nähe gibt. Viele der kostenpflichtigen Beratungen sind unseriös.

LG von Daniela

Von ANONYM am 15.12.2013 19:21 Uhr ANONYM
Re:Ein nahestehender Mensch verwahrlost - was ist zu tun?
Ich bin mit meiner Mutter - ähnlich "veranlagt" zu einem wirklich unverbindlichen Beratungsgespräch in eine sozial-psychiatrische Einrichtung gegangen.

Mein Versprechen vorab und auch vor den Augen des Beraters :

Wir machen nichts wozu sie nicht bereit ist mitzumachen!

Das klappte und heute geht sie regelmäßig alleine hin - läuft noch nicht so wie ich es gerne hätte - aber es tut sich was.

Evtl. auch eine möglichkeit für euch.

Wir waren bei ASB - gibt es aber auch bei Caritas, ect.....

Diesmal anonym - da hier der ein oder andere mitliest der unsere Familie kennt.....

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